Ich bin mir dessen bewusst, wie man die bescheuerten Coaches betrachtet. Wartet dein Ferrari an der Ecke? Nur deine Überzeugungen halten dich davon ab, dass du Millionär wirst? (ausgerechnet du, lieber durchschnittlichster der durchschnittlichen, nicht die unermesslichen Menge der anderen durchschnittlichen die sich die selben Frasen vor dem Spiegel wiederholen :P) Du könntest buchstäblich alles anziehen wenn du nur mit dem Positiven Denken oder Kraft der Anziehung anfängst? Wenn du alle oben stehenden dämlichen Fragen mit "nein" beantwortet hast, hab ich eine gute Nachricht an dich: du hast deine Vernunf nicht verloren. Herzlichen Glückwunsch! 1. Worin besteht das Problem mit der Selbstwartung? Das Problem besteht nämlich darin, dass die vernünftigen und besonnenen Menschen die Idee der wiederkehrenden und regelmäßigen Einblicke in ihre ständig verwandelnde Persönglichkeit gar und ganz verwerfen, weil sie die Einblicke mit Ferrari-Coaching verwechseln... 2. Was ist eigentlich die Selbstwartung und wozu dient die? Die Idee der Selbstwartung beruht darauf, dass man alle Reize (TV, Internet) und andere Übertönungen der Gedanken ausschaltet und sich in nachdenkliche Stimmung einsinken lässt. Auf diese Weise nimmt man Kontakt mit eigenen Gefühlen auf. Die Mehrheit der Menschen macht sich so eine Selbstwartung am Silvesterabend oder wenn sie Geburtstag feiern. Besonders erfolgreich wird die Selbstwartung sein, wenn man sie nicht nur einmal im Jahr (und in Kategorien: Geld, Wohnung, Liebe wie in Kartenlegung) sondern auch ad hoc. Jedes mal aufgrund unserer auch für uns selbst unverständlichen Reaktion, eines Triggers die wir erleben oder eines Reizes aus äußeren Welt, können wir uns sagen: "Pause! und ran ans Diggen! bis ich verstanden habe, woran meine Reaktion lag!:)". Die Selbstwartung soll auch die einfachen Aktivitäten des täglichen Lebens betreffen, die Kleinigkeiten, unsere unbewusst gesteuerte Reaktionen, die wir in Alltäglichkeit jedesmal bemerken aber deren Quelle nicht entdecken können und an deren Quellen wir uns nicht mehr erinnern. "Pause! und ran ans Diggen!:)" Die Mehrheit der unkontrollierbaren und unbewussten Autopilote (oder können wir sie auch Software nennen) stammt aus unserer Kindheit, der besonderen und eigenartigen Zeit unseres Lebens, wenn wir wie nie mehr nachher anfällig auf Programmierung waren. Damals waren wir wie Schwämme, die alles kritiklos annahmen, unsere Eltern waren wie unfehlbare Götter und ihre Äußerungen wie Orakelsprüche. Die Kinder sind deswegen unvergleichbar mehr verletzbar als die Erwachsenen denn den Kindern fehlt der kritische Vernunft. Im Laufe der Jahre werden die Schwämme weniger und weniger durchlässig. Mit der Zeit baut man eine dicke Haut, gegen der in zwanzig Jahre die Kommentare der äußeren Welt statt leicht eindringen, nur gefühllos prellen. Eine Selbstwartung kann uns unerwartet ein Freund mit einer unbequemen Frage bereiten. Ist dein Gott wirklich einzig und allein (fragt der Freund Mahomma)? Kann man ohne Fleisch leben (fragt der Freund Prakash)? Ist Toilettenpapier wirklich besser als Bidet (fragt der Freund Makumba)? Die oben erwänten Fragen beziehen sich auf die Kultur in der wir leben. Der Vergleich mit anderen Kulturen lässt uns denken, dass es... einfach andere Optionen gibt. Es geht nicht darum, um den Gott unseren Vorfahrten unbedingt abzulehnen, unbedingt zum Veganismus wechseln usw. Es handelt sich hingegen darum, um sich die Frage NOCH MAL STELLEN. Mit breiterem Zusammenhang. Die Glaubenssätze die in uns von der Kindheit stecken rausnehmen und sie bloss nochmal aber diesmal mit kritischen Augen betrachten. Nach der Rausnahme verlieren sie den Status der "ewigen Dogmas". Nach der Überlegung werden wir ihnen nur denn treubleiben, wenn sie unsere aktuelle Vernunf überzeugen. Unter den Personen, die sich (z. B.) einer religiösen Gruppe schon als Erwachsene angeschlossen haben und die Geheimnise eigener Religion nochmal analysierten, kaum keiner bleibt mit dem alten Software. Entweder verändern sie sich in völlig überzeugten Atheisten oder in völlig überzeugten Gläubigen. Die Selbstwartung kann man in verschiedenen Kategorien vornehmen. ImBereich der Kultur, der professionellen Entwicklung oder (am schwierigsten) der Selbstwertüberzeugungen, usw. Wer entscheidet über deinem aktuellen Dogma-Set? Vielleicht eine kleine Selbstwartung? :)